Lesung war eine Premiere: Erste gemeinsame Veranstaltung der Bibliotheken der Stadt und des Rottmayr-Gymnasiums

Die siebte Lesung aus der Reihe „Lyrik und Prosa“ (siehe Autorenlesung) war zugleich eine Premiere. Es handelte sich um die erste gemeinsame Veranstaltung der Bibliotheken des Rottmayr- Gymnasiums und der Stadt Laufen.

Nach ihrer Lesung und einer kurzen Pause, in der sich die Besucher an einem Büffet stärkten, stellte sich die Autorin Gila Lustiger in einer entspannten Atmosphäre auf dem Podium den Fragen von vier Schülern, die sich gut auf das Thema vorbereitet hatten: Gül Ergüden, Tobias Pitzmann, Lisa Schmid und Stefan Bauer. Dabei verteidigte die Autorin ihre Kritik an Präsident François Hollande, der die Anschläge als „Krieg“ bezeichnet hat: Das sei der Jargon des IS, den die westliche Welt nicht übernehmen dürfe. Kriege führten nur Staaten untereinander. Der IS sei kein Staat, sondern eine Terrormiliz. Die Ausrufung des Ausnahmezustands in Frankreich sieht Gila Lustiger sehr kritisch: Sie sei keine Sicherheitsexpertin, aber sie frage sich schon, ob all diese einschneidenden Maßnahmen für die Terrorabwehr effektiv seien. „Freiheit ist konstitutiv für den französischen Staat. Aber heute wählen die Franzosen statt der Freiheit die Sicherheit. Das hat der Terror aus uns gemacht.“ Die Anschläge hätten zu einem Paradigmenwechsel geführt. Im Jahr 2014 habe es in Frankreich mehr als tausend Übergriffe auf Juden gegeben, stets verübt durch Anhänger des Islams. Nach dem 13. November 2015 habe eine Freundin zu ihr gesagt: „Jetzt sind wir alle Juden.“ Es herrsche das Gefühl vor, ein jeder könne Opfer von Terror werden. Noch schlimmer sei dies seit dem Anschlag von Nizza: Man begreife, dass Menschen nicht einmal militärisch ausgebildet sein müssten, um einen Terroranschlag zu verüben. „Ein Auto ist seitdem nicht einfach nur ein Auto, eine Schere nicht einfach mehr eine Schere. Die Dinge werden ihrer vertrauten Zusammenhänge beraubt“, sagte Lustiger.

„Der Antisemitismus gehört auf keinen Fall zum Islam.“ Die türkischstämmige Schülerin Gül Ergüden legte Wert auf diese Feststellung. Der Islam werde missbraucht und sei für diese Radikalen nur ein Vorwand.

Gila Lustiger erwiderte: „Keiner wird zum Dschihadisten geboren. Man wird indoktriniert.“ Die Eltern, die Schulen, die ganze Gesellschaft hätten versagt. Der Terror werde weltweit von Menschen verübt, die sich auf Allah berufen, „aber die Dschihadisten in Frankreich sind alle Franzosen“. Zehn Prozent der dortigen Bevölkerung seien Moslems. „Die haben uns nicht den Krieg erklärt. Es gibt jedoch eine kleine radikale Gruppe, die sich einen hausgemachten Islam zusammenbastelt, um ihre Gewaltbereitschaft auszuleben.“ Sie bestehe aus gewaltbereiten Soziopathen, Schulabbrechern, Versagern, Kleinkriminellen. Sie hätten von der Gesellschaft nie ein Glücksversprechen erhalten, sondern erst von den Islamisten. „Das ist ein gewaltiges Versagen der Linken in Frankreich.“

Tobias Pitzmann fragte die Autorin, wie sie die Situation in Deutschland einschätze. Lustiger erwiderte, solche Zustände gebe es hierzulande nicht, nicht diese Ghettos, nicht diese Ausgrenzung, nicht diese hohe Arbeitslosigkeit. Zu Beginn hatten ein Video und ein Schülerensemble – Klara Fehsenmayr an der Querflöte, Chiara Klein am Klavier und Marie Putzhammer am Akkordeon – auf den Abend eingestimmt. Bereits auf dem Weg in die Aula waren die Besucher von „Wegweisern“ geleitet worden: Schüler hatten DIN-A-4-Blätter auf den Boden geklebt, auf denen die in kurzen Zeitabständen eintreffenden Meldungen über die Anschläge des 13. November zu lesen standen. Schüler der Französischkurse von Monika Schleypen hatten Plakate erstellt, die am Eingang ausgehängt waren. Und zwei Schülerinnen, die während der Attentate in Frankreich waren, hatten berichtet, wie sie die Terrornacht erlebt haben: Es sei beklemmend gewesen, irgendwie auch seltsam. An den Flughäfen sei daraufhin sehr streng kontrolliert worden. Es habe ein Klima des Misstrauens geherrscht. – rgz

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