Lucy Tusches (12b) Jugendpressetage 2018 – Die Jugend bekommt eine Stimme

Jugendpressetage 2018 – Die Jugend bekommt eine Stimme

Jedes Jahr können sich junge Politikjournalisten und solche, die es noch werden wollen, aus ganz Deutschland um einen Platz bei den Jugendpressetagen bewerben. Der Platz der SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Bärbel Kofler aus dem Wahlkreis Traunstein ging dieses Jahr an Lucy Tusche, die vom 17-19.10.2018 nach Berlin fahren durfte. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen.

Donnerstag 16 Uhr. Eine gepunktete Bluse gepaart mit einem schwarz-lockigem Bob und einer viereckigen Brille betritt den Pressesaal der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin. 68 Augenpaare richten sich gespannt auf Andrea Nahles, die das Wort ergreift. Die Stimmung ist gespannt. Kritik liegt in der Luft. Andrea Nahles wirkt abgekämpft, die desaströsen Ergebnisse der Bayernwahl scheinen ihre Spuren hinterlassen zu haben. Trotzdem stellt sie sich mutig den Fragen der 68 Jugendlichen, die vor ihr in den Reihen sitzen. Ich bin eine von ihnen. Jedes Jahr lädt die SPD ausgewählte Jugendliche aus allen Wahlkreisen Deutschlands ein, die in Berlin die Möglichkeit haben, Politik einmal hautnah mitzuerleben und vor allem mitzudiskutieren. Dieses Jahr stehen die Jugendpressetage unter dem Titel „Medien und Politik“.

Das Programm ist voll. Nach einem kurzen Kennenlernen geht es direkt los zu einer Diskussion mit der Bundestagsabgeordneten Katja Mast zum Thema: „Kommunikation in spannenden Zeiten – Herausforderung und Perspektiven aus Sicht der Politik“. Dass die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern größtenteils nicht funktioniert, steht schnell fest. Die großen Parteien, vor allem die SPD, schaffen es nicht Erfolge zu kommunizieren. Wie auch, wenn das Interesse an dem was „die da oben machen“ stetig sinkt? Am Ende der Diskussion sind sich alle einig: Die Politik braucht wieder mehr Emotionalität und weniger Bürokratie. Mehr Authentizität und weniger Kauderwelsch. Mehr Kante zeigen und weniger Rumgeschwafel!

Nachdem wir den Abend bei einem Essen mit den Abgeordneten und interessanten Gesprächen ausklingen lassen haben, geht es am nächsten Tag zu einem Treffen mit dem SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und Annika Klose, der Vorsitzenden der Jungen Sozialdemokraten (JUSO). Es wird viel diskutiert, über das Image-Problem der SPD, das Verhältnis von Politik und Medien und die Ideale der JUSO.

Am Nachmittag steht ein Besuch der RTL und ntv Studios auf dem Programm. Schnell wird klar, dass auch RTL ein Image-Problem hat. Gleich zu Beginn der Besichtigung fragt der Leiter des Studios nach unserem Eindruck über die Sendungen, die RTL produziert. Es hagelt Kritik. Von menschenverachtendem Umgang und von „Volksverdummung“ ist die Rede. Der Vorstand knickt ein und gibt zu: „Der Umgang mit den Menschen gelingt nicht immer“. Trotzdem weiß er sich zu rechtfertigen und den Vorwurf des „Assi-Tv´s“ zurückzuweisen. Ziel der Produktion sei es demnach, komplexe Sachverhältnisse so einfach darzustellen, dass jeder sich ein Urteil bilden kann. Das klingt plausibel und in den Reihen der Jugendpressetage-Teilnehmer kehrt Ruhe ein.

Am Tag der Abreise haben wir die Möglichkeit, eine Bundestagssitzung mitzuerleben. Die Afd bringt gerade einen Gesetzesvorschlag zur Verbesserung der inneren Sicherheit vor. Ihr Vorhaben, die Sippenhaft wieder einzuführen, das heißt also, dass Familienmitglieder für die Verbrechen ihrer Angehörigen zur Rechenschaft gezogen werden können, stößt bei den anderen Parteien auf breiten Widerstand und sorgt auch bei uns für reichlich Gesprächsstoff.

Es ist Donnerstag 17 Uhr. Die Pressekonferenz mit Andrea Nahles ist vorbei. Geduldig hat sie unsere Fragen und Kritik über sich ergehen lassen. Von Klimawandel und Cannabis-Legalisierung über die Große Koalition und Demokratie war alles dabei. Die Stimmung ist nachdenklich. Zu viele Fragen schwirren noch in unseren Köpfen herum. So viel mehr, dass wir noch hätten sagen wollen. Und doch blitzt irgendwo über dem dämmernden Nachthimmel Berlins ein kleiner Funken Hoffnung auf. Wenn Andrea Nahles auch nur die wenigsten Anliegen im Kopf bleiben werden, so hat sie der Jugend eine Stimme gegeben und das Gefühl, wirklich etwas bewirken zu können.

Wenn ich auf die Jugendpressetage zurückblicke, kann ich sagen, dass es eine der interessantesten Erfahrungen war, die ich bisher gemacht habe. Ich durfte nicht nur viele, verschiedene, interessante Jugendliche aus allen Ecken Deutschland kennenlernen, sondern auch in die Rolle eines Journalisten und eines Politikers schlüpfen. Eines habe ich dabei gelernt: Die Beziehung zwischen Pressevertreter und Politikern ist wie die zweier Geschwister. Wie viel sie sich auch streiten, ohne einander können sie doch nicht.

Lucy Tusche

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