Waldklasse: Entdeckendes Lernen im Wald

Seit dem Schuljahr 2022/ 2023 haben die Eltern die Möglichkeit, ihr Kind am Rottmayr-Gymnasium in einer so genannten Waldklasse anzumelden.

Die „Waldklassenkinder“ fahren ein Jahr lang jeweils an einem festen Tag in der Woche mit schuleigenen Fahrrädern zu einer Waldstation im Osinger Forst und verbringen dort den gesamten Schultag.

Die reichhaltigen Möglichkeiten des Lernumfeldes Wald ermöglichen ein stärker erfahrungsbasiertes und viele Sinne ansprechendes Lernen. Dies im Rahmen des gymnasialen Lehrplans anzustreben ist neuartig und die Ziele des Waldunterrichts (Abbildung 1) erfordern daher auch spezielle Methoden (Abbildung 2). Neben Natur und Technik ist mindestens eines der Hauptfächer Mathematik, Englisch und Deutsch sowie eventuell auch soziales Lernen oder Geographie eingebunden.

Eine innovative Besonderheit dieses Vorhabens ist, dass die Kinder im Wald regelmäßig ein persönliches Herzensprojekt bearbeiten werden, für das sie „brennen“. Beispiele aus dem ersten Jahr sind: „Wann und wo wachsen welche Pilze und welchen Nutzen haben sie für andere Lebewesen im Wald?“, „Welche Tierspuren kann ich ganzjährig im Wald finden?“ „Wie sind die Bodenschichten aufgebaut und welche Bedeutung haben sie für den Wald?“ „Konstruktion einer Bodenplatte mit Sensor, die das Gewicht von Rehen im Futterstand misst – Informationen für Förster und Jäger“. Bei diesen Forschungsprojekten erhalten die Kinder Unterstützung durch außerschulische Experten, vor allem durch das Schülerforschungszentrum Berchtesgaden. Ihre gesammelten Erfahrungen, Erkenntnisse und Ideen, aber auch ihre Begeisterung für ihr Naturprojekt können die Schülerinnen und Schüler z.B. im Rahmen von Waldführungen für Kindergarten- und Grundschulkinder weitergeben.

Durch die Mitgestaltung und Pflege der Waldstation, sowie durch vielfältige, gemeinsame, nicht immer planbare Erfahrungen werden Gemeinschaftssinn und Eigenverantwortung gestärkt. Selbstorganisation, Kooperation und Übernahme von Verantwortung sind Schlüsselfähigkeiten, die beim Lernen im Wald eine maßgebliche Rolle spielen. Vor allem durch die selbstorganisierte Projektarbeit und ein spielerisches Lernen können die Kinder eigene Ideen umsetzen und das Erlernte unmittelbar erleben. All dies erfüllt die Anforderungen an eine Bildung für nachhaltige Entwicklung.

In wissenschaftlichen Untersuchungen zum Draußenschulunterricht konnten in den letzten Jahren einige positive Effekte gemessen werden, die wir uns ebenfalls erhoffen. Dies betreffen positive gesundheitliche Auswirklungen, sowie eine Erhöhung der Lernmotivation und der Konzentrationsfähigkeit. Durch das forschende Lernen im Wald erlangen die Schüler zudem grundlegende Artenkenntnisse und die Fähigkeit komplexe ökologische Zusammenhänge zu erfassen. Dies ist – zusammen mit der Begeisterung für die Welt der Lebewesen und einer starken persönlichen Verbindung mit der Natur – grundlegend für die Entwicklung eines ökologisch verantwortlichen Bewusstseins.

Die älteren Schülerinnen und Schüler werden auch immer wieder die Möglichkeit haben, zur Waldstation zurückzukehren und im Rahmen von Projekttagen weitere Forschungsvorhaben zu realisieren.

Das „Entdeckende Lernen im Wald“ erfährt breite und hochmotivierte Unterstützung im Kollegium.

Abbildung 1
Abbildung 2

wichtige Informationen

Wir führen dieses innovative Projekt in enger Verflechtung mit vielen außerschulischen Partnern durch:

  • Die Bayerischen Staatsforsten Berchtesgaden stellen uns den wunderschönen Waldplatz zur Verfügung.
  • Die ANL in Laufen (Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege) überlässt uns eine Person im freiwilligen ökologischen Jahr (FÖJ) für die zusätzliche Betreuung der Schulklasse am Waldtag und unterstützt uns bei der Planung.
  • Das Schülerforschungszentrum Berchtesgaden unterstützt die Forschungsprojekte der Schülerinnen und Schüler und steht uns zusammen mit der Technischen Universität München mit Rat und Tat zur Seite.
  • Das Walderlebniszentrum Ruhpolding bildet die Lehrkräfte für den Unterricht im Wald fort und hat bereits mit Schülerinnen und Schülern Möbel aus Bäumen für den Waldplatz gebaut.
  • Der Verein für Achtsamkeit in Teisendorf-Osterloh (Maria Kluge, Unterstützerin von „Schule im Aufbruch“) finanziert einen Unterstand, der vom Architekturbüro Magg aus Freilassing bereits geplant wurde und nach Erhalt der Baugenehmigung unter Mithilfe der Schülerinnen und Schüler von der Zimmerei Parzinger gebaut werden soll.